Bild und Selbstbild der Strafverteidigertag
40. Strafverteidigertag
4. - 6. März 2016
Frankfurt/Main
Veranstalter:
Baden-Württembergische Strafverteidiger e.V. | Initiative Bayerischer Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger e.V. | Vereinigung Berliner Strafverteidiger e.V. | Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger e.V. | Vereinigung Hessischer Strafverteidiger e.V. | Strafrechtsausschuss des Kölner Anwaltverein e.V. Strafverteidigerinnen- und Strafverteidigerverein Mecklenburg-Vorpommern e.V. | Vereinigung Niedersächsischer und Bremer Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger e.V. | Strafverteidigervereinigung NRW e.V. | Vereinigung Rheinland-Pfälzischer und Saarländischer Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger e.V. | Strafverteidiger Sachsen/Sachsen-Anhalt e.V. | Schleswig-Holsteinische Strafverteidigervereinigung e.V.
Bild und Selbstbild der Strafverteidigung
"Ein Verteidiger, der seine Aufgabe ernst nimmt, muss ... der Justiz die Grenzen ihrer eigenen Gerechtigkeit deutlich machen ..." (Heinrich Hannover, Die Republik vor Gericht)
Verhandlungen in Abwesenheit des Angeklagten, Verteidigeraustausch kurz vor Prozessbeginn, Entpflichtungen wegen angeblicher Unbotmäßigkeit, das Abhören von Verteidigergesprächen, Kontaktsperregesetz - als der Strafverteidigertag vor 40 Jahren erstmals tagte, schien allen Beteiligten klar, dass Verteidigung "Kampf" bedeutet: Ein Kampf, bei dem es um mehr als Berufsstandsrechte darum ging, Angriffe des Staates gegen Freiheitsrechte der Bürger abzuwehren. Ein "Gegengewicht zu staatlicher Gewalt kann Strafverteidigung nur dann sein, wenn sie selbst frei ist", fasste Hans Holtfort auf dem 2. Strafverteidigertag zusammen, "Eingriffe in diese Freiheit sind immer Einschränkungen der Rechte des Bürgers".
Vieles hat sich seitdem geändert. Eingriffe in Verteidigungs- und Beschuldigtenrechte finden heute nicht mehr (nur) im Namen der Staatssicherheit statt, sondern zur "Effektierung", "Beschleunigung" und besseren "Ressourcennutzung" - oder aber zur Stärkung von "Opferrechten". Strafverteidiger/innen selbst sind diesem Wandel nicht verschont geblieben: Klagen die einen über "Krawallverteidiger", so warnen andere vor angepassten "Verurteilungsbegleitern". Den heroisch anmutenden "Kampf ums Recht" indes bemühen fast nur noch Werbeagenturen auf der Suche nach Texten für Anwaltshomepages. Grund genug für eine gründliche Bestandsaufnahme.
Programm
Freitag, 4. März 2016 / Frankfurter Pauslkirche
18:30 Uhr Eröffnung und Begrüßung
19:00 Uhr Eröffnungsvortrag: "Vom (unmöglichen) Zustand der Strafverteidigung" RA Thomas Scherzberg, Frankfurt/Main
20:30 Uhr Empfang im Foyer der Paulskirche
Samstag, 5. März 2016 / Goethe-Universität / Hörsaalzentrum / Theodor-W.-Adorno-Platz
09:00 - 12:30 / 14:00 - 17:00 Uhr
Arbeitsgruppen
AG 1: StPO-Reform
Referent/innen: MDin Marie Luise Graf-Schlicker, BMJV Berlin / Prof. Dr. Carsten Momsen, Berlin / RA Prof. Dr. Reinhold Schlothauer, Bremen
Moderation: RA Hans Holtermann, Hannover
AG 2: Verlorene Unschuld(svermutung)
Opferrechte versus Beschuldigtenrechte
Referent/innen: Prof. Dr. Jörg Arnold, MPI f. ausl. & intern. Strafrecht Freiburg / Akad. Rätin Dr. Kristina-Maria Kanz, Universität Münster / VorsRiLG Dr. Susanne Müllger, Mitgl. Fachgruppe Strafrecht Neue Richtervereinigung, Freiburg / RA Dr. habil Helmut Pollähne, Bremen
Moderation: RAin Anette Scharfenberg, Lörrach
AG 3: Polizeizeugen
Referent/innen: RA Ulrich von Klinggräff, Berlin / Prof. em. Dr. Günter Köhnken, Kiel / KDin Ass. jur. Karoline Starkgraff, Görlitz / VRiLG Dr. Frank Tiemann, Potsdam
Moderation: RA Stefan Conen, Berlin
AG 4: "Das Weltbild des Strafrichters"
Ist die Unabhängigkeit der Richter unabdingbar?
Referent/innen: RA Dr. Jan Bockemühl, Regensburg / VorsRiOLG a.D. Ottmar Breidling, Meerbusch / RA Prof. Dr. Bernhard Haffke, Passau / RA Prof. Dr. Endrik Wilhelm, Dresden
Moderation: RAin Ricarda Lang, München
AG 5: Mindeststandars der Strafverteidigung
Referenten: Prof. Dr. Stefan Barton, Bielefeld / Prof. Dr. Dr. Alexander Ignor, Berlin, StA Daniel Wegerich, Frankfurt/Main / Prof. Dr. Thomas Weigand, Universität Köln
Moderation: RA Carl W. Heydenreich, Berlin
AG 6: 40 Jahre Terrorismusstrafrecht
Referent/innen: Prof. Dr. h.c. Kai Ambos, Universität Göttingen / Bundesanwalt Thomas Beck, Karlsruhe / MD a.D. Thomas Dittmann, Berlin / RA Armin Golzem, Frakfurt/Main / RA Sönke Hilbrans Berlin
Moderation: RA Axel Nagler, Essen
AG 7: Rassismus im Strafverfahren
Referent/innen: RA Tim Burkert, Hamburg / Dipl-Kriminologe Martin Hermkind, Lübeck / Kenan Kurtoglu, Hamburg / Doris Liebscher, Humboldt-Universität Berlin / prof. Dr. Andreas Zick, Uni Bielefeld
Moderation: RA Arne Timmermann, Hamburg
AG 8: Das neue Korruptionsstrafrecht
Refrent/innen: RA Prof. Dr. Alfred Dierlamm, Wiesbaden / MD Dr. Matthias Korte, Berlin / Prof. Dr. Michael Kubiciel, Köln / RiBGH Renate Wimmer, Karlsruhe
Moderation: RA Dr. Michael Tsambikakis, Köln
AG 9: Hören / Sehen / Verstehen
Rollenverhalten in der Hauptverhandlung
Referent/innen: RA Andreas Mroß, Lübeck / Nele Neitzke, Dramaturgin Mainfranken Theater Würzburg / Swantje Nölke, Theaterpädagogin, Schauspiel Leipzig
18:00 Uhr Historischer Vortra: Henry Ormond - Rechtsanwalt 1901-1973 Werner Renz, Frist Bauer Institut Frankfurt/Main
19:00 Uhr 30 Jahre Frankfurter Notdienst in Strafsachen RAin Waltraut Verleih über Sinn, Widerstände und Erfolge des Notdienstes
Sonntag, 6. März 2016 / Goethe-Universität / Hörsaalzentrum / Theodor-W.-Adorno-Platz
10:00 - 12:00 Uhr Schlussdiskussion